Katzenhumor
Brief an den Weihnachtsmann
Allerorts hochgeschätzter Weihnachtsmann, man hat mir
glaubhaft versichert, daß du imstande und willens bist, Wünsche
zu erfüllen. Nun - Wünsche hätte ich einige. Nicht für
mich, dafür bin ich zu bescheiden, sondern für meinen Menschen.
Da wäre einmal seine übertriebene Empfindlichkeit
im Bezug auf Teppiche, Möbel und anderen Hausrat. Stimmt - das blaue
Sofa hat sich im Lauf der Zeit etwas verändert. Aber ich finde: durchaus
zu seinem Vorteil. Es hatte so etwas Unpersönliches, als es ins Haus
kam. Jetzt ist es unverwechselbar unser Sofa. Auch das eckige Holzding
hat nur an Eigenart gewonnen, seit ich es behandelt habe. Daß es
sich hochtrabend "Biedermeierkommode" nennt, habe ich erst dem
unbeherrschten Wutgeheul meines Menschen entnommen.
Das Thema "Teppich" trägt ebenfalls zu unserem
gespannten Verhältnis bei. Was war er am Anfang, als wir ihn in alle
Zimmer legen ließen? Eine öde, glatte Fläche in Braun.
Jetzt kommen die schönen langen Fasern seiner Unterwolle erst richtig
zur Geltung. Daß er als Mensch einen etwas unterentwickelten Schönheitssinn
hat, ist ja nun wirklich nicht meine Schuld.
Ebenfalls unzufrieden bin ich mit seinem fragwürdigen
Sinn für Humor. Was bitte, ist komisch daran, wenn ich herauszufinden
versuche, wie lang eine Klopapierrolle ist? Was erheitert einen geistig
gesunden Menschen an der Tatsache, daß ich den ekelhaften Rasierschaum
zunächst für Schlagsahne gehalten habe?
Und daß ich in die fast unergründlichen Tiefen
der Badewanne gestürtz bin, ist nicht lustig, sondern tragisch. Lächerlich
ist höchstens eines: daß mein Mensch noch immer erwartet, ich
würde meine Krallen an dem seltsamen Ding schärfen, das er dafür
vorgesehen hat.
Lieber Weihnachtsmann, schon nach diesen wenigen Beispielen
kannst du sicher erraten, was ich mir für meinen Menschen wünsche:
ein wenig mehr Würde in seinem Verhalten und Verständnis
für eine empfindsame Katzenseele.
Es erwartet in Ungeduld Dich und den Heiligen Abend
xxx
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